
Hintergründe | Juli 12, 2021
Projektmanagement als Möglichkeit Kundenerwartungen zu verstehen und zu erfüllen.
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Hintergründe | 30.07.2021 | von Florian Carevic
Viele Branding-Systeme für den öffentlichen Raum nehmen sich ein Beispiel an der High Line, dem visionären Projekt, das sich durch Manhattans West Side schlängelt. Die 2,33 Kilometer lange ehemalige Güterzugtrasse wurde im Zeitraum von 2006 bis 2019 zu einer Parkanlage, dem Highline Park umgebaut. Diese Umnutzung von nun öffentlicher Fläche markierte einen Wendepunkt darin, wie in Amerika der öffentlichen Raum verstanden und genutzt wird. Gerade der immer stärker erlebnisorientierte Nutzer geht seitdem mit einer veränderten Erwartungen an diese Räume. Neben Naturerlebnis, Alltagsflucht, und vereinzelte Unterhaltungsangeboten verlangt die Konsument*in ein Markenerlebnis, dass sich nahtlos in den eigenen Lifestyle integrieren lässt.
Von dem Beispiel und den Erfahrungen der High Line können nicht nur öffentlich umgenutzte Flächen, sondern auch bestehende Grünanlagen profitieren. Letztlich spielen diese Räume eine wichtige soziale Rolle in unseren Städten. Design kann und sollte dabei helfen, Systeme zu schaffen, die es ermöglichen, dass öffentliche Räume für jede*n leichter verständlich, transparent und attraktiv sind.
Diese Flächen müssen ein neueres und vielfältiges Publikum anziehen, Konzessionen und Tickets für Veranstaltungen verkaufen und Sponsoren und Partner gewinnen, die mit dem, was diese öffentlichen Räume bieten und für die Menschen darstellen, in Verbindung gebracht werden wollen. Ein ansprechendes, marktfähiges Branding ist ein wichtiges Instrument, um diese finanziellen Ziele zu erreichen.
Für öffentliche Projekte in der Umsetzungs-, Konzept- oder Entwicklungsphase ist deshalb ein strategisches Branding entscheidend, um die Unterstützung der Bürger und die Zustimmung von Investoren zu gewinnen. Es ist auch eine Möglichkeit für die Einwohner, sich besser vorzustellen, wie diese Projekte eines Tages aussehen könnten und welche Rolle es für sie in ihrem Leben und in ihrer Stadt spielen könnten. Indem sie die gleichen Branding-Prinzipien wie Unternehmen anwenden, positionieren sich öffentliche Räume sowohl als Ziel als auch als konsumierbares Erlebnis.
Jedes Schild, jede Farbe, jede einzelne Designentscheidung ist ein Signal an die Menschen und hat die Möglichkeit, etwas darüber zu sagen, wer an diesem speziellen Ort einen Mehrwert für sich finden kann. Flexible Designsysteme und -toolkits werden so konzipiert, dass sie wie ein Garderobe für jede Gelegenheit funktionieren. Das Branding muss auf Schildern, Karten und anderen Formen der Wegführung, sowie auf Marketingmaterialien, Wandbildern, Merchandising-Artikeln, in sozialen Medien und auf digitalen Plattformen funktionieren und bei der Einbindung von Bürger*innen und Interessengruppen durch öffentlichkeitswirksame Dokumente verwendet werden.
Jede gestalterische Berührungspunkt ist eine Gelegenheit, den Menschen das Gefühl zu geben, an diesem Ort willkommen zu sein.
Die aus dem Erleben entstehende Identität einer öffentlichen Fläche dient nicht nur dazu Vertrauen und Sympathie bei den Bürger*innen aufzubauen, sondern auch Unterstützung von Geldgeber*innen und Interessenvertreter*innen zu erhalten und ebenfalls bei gelungenem Projektverlauf deren Positionen zu stärken. Auf diese Weise verbinden sich erfolgreiche Identitäten zu einer ganzheitliche Brandstory, die auf der wechselseitigen Befriedigung von Bedürfnissen und der iterativen Entwicklung von Mehrwerten beruht.